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Inhaltsverzeichnis
Scheinanlage(n)
Eine Scheinanlage, ein Scheinziel? Was ist das eigentlich?
Scheinanlagen oder Scheinziele hatten während des Zweiten Weltkrieges nur eine Aufgabe: sie sollten Bomberbesatzungen dazu verleiten, ihre Bomben nicht auf das eigentliche Ziel abzuwerfen, sondern eben auf das Scheinziel, die Scheinanlage. Scheinanlagen sollten Gerät oder Infrastrukturen schützen oder deren Verlust hinauszögern.
Woraus bestanden Scheinanlagen?
Scheinanlagen wurden aus einfachen Materialien errichtet, so wurde z.B. verstärkt Holz genutzt, und deutlich weniger kam Stein zum Beispiel als Mauerwerk zum Einsatz.
Für die Simulation von Bränden, wurden verstärkt Abfälle aus der Industrie verwendet. Alles was gut brennbar war und viel Rauch entwickelte schien geeignet. So wurde aus der Öl / Benzin Herstellung Abfall verwendet. Ausschuß aus der Gummi Industrie, usw.
Diese Nachbauten waren in der Regel nicht besonders hoch, vielleicht 1-2 Meter. Sie sollten aus der Luft sichtbar sein, vorwiegend Nachts und tagsüber so gut wie nicht zu erkennen sein. Wobei es komplexere Scheinanlagen gab, die sowohl tagsüber sichtbar waren, und ebenso in der Nacht Verwendung fanden. Dies waren überwiegend Industrieanlagen, hier wurden alle aus der Luft sichtbaren Gebäude nachgebildetet.
Warum funktionierten Scheinanlagen?
Man darf nicht vergessen, das im Jahr 1939/1940 zu Kriegsbeginn Radar oder Funkmeß, wie das damals auf deutscher Seite hieß, noch in den Kinderschuhen steckte. Die feindlichen Flieger warfen ihre Bomben auf Sicht. Jedenfalls war das etwa bis Mitte 1943 der Fall. Und da man nicht endlos Zeit hat, wenn man im Flugzeug sitzt, die Bomben, die totbringende Fracht, abzuladen, haben sich viele Besatzungen dazu verleiten lassen, eben nicht das eigentliche Ziel anzugreifen, sondern ein Abbild, die Scheinanlage, die z.B. kurz vor dem eigentlichen Objekt in 2-8 Kilometer Entfernung, vom eigentlichen Ziel entfernt, lag.
Welche Art von Scheinanlagen gab es?
Zur Einleitung könnte man sagen: alles was irgendwie kriegswichtig oder relevant für die Kriegsführung war, versuchte man als Scheinanlage zu bauen.
Beispiele
Großscheinanlage
Abkürzung: G-S-Anlage, später: Hof
waren Scheinanlagen, die deutlich größer waren, als das was zur damaligen Zeit üblich war. Sie dienten z.B. zur Darstellung einer ganzen Stadt oder von großen Industriezentren.
Zum Beispiel die Scheinanlage V 500, die große Teile von Berlin darstellen sollte, fällt in diese Kategorie.
Scheinanlagen
Abkürzung: S-Anlage, später: Hof
Darstellungen gewöhnlichen Umfanges, zugleich Sammelbegriff für Scheinanlagen im allgemeinen.
Scheinflugplatz
Abkürzung: S-Hafen, später: Boot
Befeuerte und unbefeuerte Scheinflugplätze. Darstellung eines Flugplatzes.
Kleinstscheinanlage
Abkürzung: K S-Anlage, später: Kiosk, Sonne.
Feststehende oder motorisierte S-Anlagen kleinen Umfanges, die schnell auf- und abgebaut und daher schnell verlegt werden können.
Großbrandanlage
Abkürzung: G B-Anlage
Branddarstellungen großen Umfanges, die selbstständig errichtet oder auf S-Anlagen untergebracht sind und Großbrände ganzer Stadtviertel, Industrieanlagen oder Häuserblocks vortäuschen sollen.
Erfolgsfeuer
Abkürzung: ohne!
Branddarstellungen kleineren oder mittleren Umfanges, die auf S-Anlagen errichtet sind und Einzelbrände vortäuschen sollen.
Scheinbaustellen
Abkürzung: ohne!
Scheindarstellung von unterschiedlichen Baustellen. Überwiegend im Bereich Bergbau, Steinbrüche, u.ä. eingesetzt.
S-Schiffe
Abkürzung: ohne!
Darstellung eines Kriegs- oder Handelsschiffes.
Scheinflakstellungen
Abkürzung: S-Flak-Stellungen
Darstellung von Flakstellungen.
Hinweis
Als Quelle wurde die Luftwaffen Dienstvorschrift (L.Dv.) g. 2400 „Einsatz von Scheinanlagen“ verwendet. Wenn vereinzelt mit eigenen Worten wiedergeben.
